Rupert Sheldrake - Verbotener TED-Vortrag - Wissenschaftliche Dogmen enthüllen
TRANSKRIPT
Rupert Sheldrake – Wissenschaftliche Dogmen enthüllen
Wissenschaftlicher Wahn ist der Glaube, dass die Wissenschaft das Wesen der Realität im Prinzip bereits versteht und nur noch die Details ausgefüllt werden müssen. Dies ist ein sehr weit verbreiteter Glaube in unserer Gesellschaft. Es ist die Art von Glaubenssystem von Menschen, welche sagen: „Ich glaube nicht an Gott, ich glaube an die Wissenschaft.“ Es ist ein Glaubenssystem, das sich mittlerweile auf die ganze Welt ausbreitet. Aber es gibt einen Konflikt im Herzen der Wissenschaft zwischen der Wissenschaft als Methode der Untersuchung auf der Grundlage von Vernunft, Beweis, Hypothese und kollektiver Untersuchung und der Wissenschaft als Glaubenssystem oder Weltanschauung.
Leider hat der weltanschauliche Aspekt der Wissenschaft dazu geführt, dass die freie Untersuchung, die das eigentliche Lebenselixier des wissenschaftlichen Unternehmens ist, gehemmt und eingeschränkt wird. Seit dem späten 19. Jahrhundert wird Wissenschaft unter dem Aspekt eines Glaubenssystems oder einer Weltanschauung betrieben, die im Wesentlichen der des philosophischen Materialismus entspricht. Und diese Wissenschaften sind nun vollständig im Besitz des materialistischen Weltbildes.
Ich denke, dass die Wissenschaften regeneriert werden, wenn wir uns davon befreien. Was ich in meinem Buch ‚Der Wissenschaftswahn‘ mache, welches in den Vereinigten Staaten „Science Set Free“ genannt wird, ist die 10 Dogmen oder Annahmen der Wissenschaft in Fragen umzuwandeln und diese Fragen nach wissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Keines der Themen kommt dabei gut weg. Zuerst werde ich diese 10 Dogmen vorstellen und danach die restliche verbleibende Zeit nutzen, um ein oder zwei von denen etwas genauer zu diskutieren.
Also im Wesentlichen lauten die 10 Dogmen, welche die Standardweltanschauung der meisten gebildeten Menschen auf der ganzen Welt darstellt, dass erstens die Natur mechanisch oder maschinenartig ist. Das Universum ist wie eine Maschine, Tiere und Pflanzen sind wie Maschinen, wir sind wie Maschinen. Tatsächlich sind wir Maschinen. Wir sind träge Roboter, in Richard Dawkins‘ lebendiger Phrase, mit Gehirnen, die genetisch programmierte Computer sind.
Zweitens ist Materie unbewusst. Das ganze Universum besteht aus unbewusster Materie. Es gibt kein Bewusstsein in Sternen, in Galaxien, in Planeten, in Tieren oder in Pflanzen. Wenn diese Theorie wahr ist, sollte es daher auch kein Bewusstsein in uns geben. Ein Großteil der Philosophie des Geistes in den letzten 100 Jahren hat versucht zu beweisen, dass wir überhaupt nicht bewusst sind. Also ist die Materie unbewusst.
Zudem sind die Gesetze der Natur festgelegt. Dies ist das dritte Dogma. Die Gesetze der Natur sind immer noch dieselben wie zur Zeit des Urknalls und sie werden für immer dieselben bleiben. Nicht nur die Gesetze, sondern auch die Konstanten der Natur sind festgelegt, deshalb werden sie Konstanten genannt.
Dogma vier besagt, dass die Gesamtmenge an Materie und Energie immer gleich bleibt. Sie ändert sich nie in der Gesamtmenge, außer im Moment des Urknalls, als alles aus dem Nichts in einem einzigen Augenblick entstand.
Das fünfte Dogma besagt, dass die Natur planlos ist. Es gibt keinen tieferen Sinn in der Natur, und der Evolutionsprozess hat keinen Zweck oder keine Richtung.
Dogma sechs besagt, dass die biologische Vererbung materiell ist. Alles, was wir erben, befindet sich in unseren Genen oder in epigenetischen Modifikationen der Gene oder in zytoplasmatischer Vererbung. Es ist materiell.
Dogma sieben besagt, dass Erinnerungen als materielle Spuren im Gehirn gespeichert werden. Irgendwie ist alles, woran du dich erinnerst, in deinem Gehirn in modifizierten Nervenenden und phosphorylierten Proteinen. Niemand weiß, wie es funktioniert, aber trotzdem glaubt fast jeder in der wissenschaftlichen Welt, dass es im Gehirn sein muss.
Dogma acht besagt, dass dein Geist in deinem Kopf ist. Dein Bewusstsein ist nur die Aktivität deines Gehirns und nichts weiter.
Dogma neun folgt aus Dogma acht und besagt, dass psychische Phänomene wie Telepathie unmöglich sind. Deine Gedanken und Absichten können keinen Effekt in der Ferne haben, weil dein Geist in deinem Kopf ist. Daher ist alle scheinbare Evidenz für Telepathie und andere psychische Phänomene trügerisch. Menschen glauben, dass diese Dinge passieren, aber es ist nur, weil sie nicht genug über Statistik wissen oder von Zufällen getäuscht werden oder es ist schlichtweg Wunschdenken.
Und Dogma 10 besagt, dass mechanistische Medizin die einzige Art ist, die wirklich funktioniert. Deshalb fördern Regierungen nur Forschung in mechanistischer Medizin und ignorieren ergänzende und alternative Therapien. Diese können nicht wirklich funktionieren, weil sie nicht mechanistisch sind. Sie scheinen möglicherweise zu funktionieren, weil Menschen sowieso gesünder geworden wären oder wegen des Placeboeffekts. Aber die einzige Art, die wirklich funktioniert, ist mechanistische Medizin.
Nun, dies ist die Standard-Weltanschauung, die von fast allen gebildeten Menschen auf der ganzen Welt vertreten wird. Sie bildet die Grundlage des Bildungssystems, des nationalen Gesundheitswesens, der medizinischen Forschung, der Regierungen und ist einfach die Standard-Weltanschauung gebildeter Menschen. Aber ich denke, jedes dieser Dogmen ist sehr, sehr fragwürdig. Und wenn man sich das genauer ansieht, fallen sie auseinander. Ich werde zuerst die Idee aufgreifen, dass die Gesetze der Natur unveränderlich sind.
Dies ist ein Überbleibsel aus einer älteren Weltanschauung. Vor den 1960er Jahren, als die Theorie des Urknalls aufkam, glaubten die Menschen, dass das ganze Universum endlos ist und von endlosen mathematischen Gesetzen regiert wird. Als dann die Theorie des Urknalls aufkam, setzte sich diese Annahme fort, obwohl der Urknall ein Universum offenbarte, das radikal evolutionär ist, etwa 14 Milliarden Jahre alt ist, wächst und sich seit 14 Milliarden Jahren entwickelt und abkühlt, und innerhalb dessen immer mehr Strukturen und Muster entstehen. Aber die Idee ist, dass alle Naturgesetze im Moment des Urknalls komplett festgelegt wurden, wie ein kosmisches Napoleonisches Gesetzbuch. Wie mein Freund Terence McKenna zu sagen pflegte, beruht die moderne Wissenschaft auf dem Prinzip, gib uns ein gratis Wunder und wir werden den Rest erklären. Und das eine freie Wunder ist das Erscheinen aller Materie und Energie im Universum und aller Gesetze, die es regieren, aus dem Nichts in einem einzigen Augenblick. Nun, in einem evolutionären Universum, warum sollten die Gesetze selbst nicht auch evolvieren?
Immerhin tun es auch menschliche Gesetze. Und die Idee von Naturgesetzen basiert auf einer Metapher mit menschlichen Gesetzen. Es ist eine sehr anthropozentrische Metapher. Nur Menschen haben Gesetze. Tatsächlich haben nur zivilisierte Gesellschaften Gesetze, wie C.S. Lewis einmal sagte: Wenn man sagt, dass ein Stein zur Erde fällt, weil er einem Gesetz gehorcht, macht man ihn zum Menschen und sogar zum Bürger. Es ist eine Metapher, an die wir uns so gewöhnt haben, dass wir vergessen haben, dass es eine Metapher ist. In einem sich entwickelnden Universum halte ich die Idee von Gewohnheiten für viel besser. Ich denke, dass sich die Gewohnheiten der Natur entwickeln. Die Regelmäßigkeiten der Natur sind im Wesentlichen Gewohnheiten. Dies war eine Idee, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom amerikanischen Philosophen C.S. Peirce vorgestellt wurde. Und es ist eine Idee, die verschiedene andere Philosophen unterhalten haben. Und es ist eine, die ich selbst zu einer wissenschaftlichen Hypothese entwickelt habe, der Hypothese der morphischen Resonanz, welche die Grundlage für diese sich entwickelnden Gewohnheiten bildet.
Nach dieser Hypothese hat alles in der Natur eine Art kollektives Gedächtnis. Resonanz erfolgt auf der Grundlage von Ähnlichkeit. Wenn ein junges Giraffenembryo im Mutterleib heranwächst, stimmt es sich auf die morphische Resonanz früherer Giraffen ein. Es greift auf dieses kollektive Gedächtnis zurück. Es wächst wie eine Giraffe und verhält sich wie eine Giraffe, weil es auf dieses kollektive Gedächtnis zurückgreift. Es muss die richtigen Gene haben, um die richtigen Proteine herzustellen. Aber Gene sind meiner Ansicht nach stark überbewertet. Sie erklären nur die Proteine, die der Organismus herstellen kann, nicht die Form oder das Verhalten.
Jede Spezies hat eine Art kollektives Gedächtnis, sogar Kristalle haben eins. Diese Theorie besagt, dass wenn man einen neuen Kristall zum ersten Mal herstellt, er noch keine bestehende Gewohnheit hat. Aber sobald er einmal kristallisiert ist, wird es bei einer kommenden Kristallisierung einen Einfluss der der morphischen Resonanz der ersten Kristalle auf die zweiten auf der ganzen Welt geben. Der Kristallisierungsprozess wird etwas einfacher . Beim dritten Mal wird es einen Einfluss der ersten und zweiten Kristalle geben. Tatsächlich gibt es gute Beweise dafür, dass neue Verbindungen auf der ganzen Welt so einfacher zu kristallisieren sind, genau wie diese Theorie es voraussagen würde.
Sie sagt auch voraus, dass wenn man Tieren eine neue Fähigkeit erlernt, zum Beispiel erlernen Ratten eine neue Fähigkeit in London, dann werden Ratten derselben Rasse auf der ganzen Welt diese Fähigkeit schneller erlernen können, weil die Ratten diese Fähigkeit bereits an einem anderen Ort erlernt haben. Und überraschenderweise gibt es bereits Beweise dafür, dass dies tatsächlich geschieht. Wie auch immer, das ist meine eigene Hypothese der morphischen Resonanz in einer Nussschale. Alles hängt von sich entwickelnden Gewohnheiten ab, nicht von festen Gesetzen.
Aber ich möchte auch ein paar Minuten über die Naturkonstanten sprechen, denn diese werden wiederum als konstant angenommen. Dinge wie die Gravitationskonstante, die Lichtgeschwindigkeit, werden als fundamentale Konstanten bezeichnet. Sind sie wirklich so konstant?
Als ich mich für diese Frage interessierte, versuchte ich herauszufinden, woher sie kommen. Handbücher der Physik listen die vorhandenen fundamentalen Konstanten auf und geben ihren Wert an. Aber ich wollte sehen, ob sie sich verändert haben. Also holte ich mir die alten Bände der physikalischen Handbücher. Ich ging zur Patentbibliothek hier in London. Und das war der einzige Ort, an dem ich die alten Bände finden konnte. Normalerweise werfen die Leute sie weg. Wenn die neuen Werte herauskommen, werfen sie die alten weg. Als ich das tat, stellte ich fest, dass die Geschwindigkeit des Lichts zwischen 1928 und 1945 um etwa 20 Kilometer pro Sekunde gesunken war. Das ist ein riesiger Abfall, weil sie mit Fehlern von Bruchteilen von Dezimalstellen angegeben werden. Und doch fiel sie auf der ganzen Welt. Und sie erhielten alle sehr ähnliche Werte mit winzigen Fehlern. Dann stieg sie 1945 wieder an. 1948 stieg sie erneut an. Und dann begannen die Menschen wieder sehr ähnliche Werte zu erhalten.
Ich war sehr davon fasziniert. Und ich konnte es nicht verstehen. Also ging ich zum Leiter der Metrologie im National Physical Laboratory in Teddington. Metrologie ist die Wissenschaft, in der Menschen Konstanten messen. Und ich fragte ihn danach.
Ich sagte: „Was denken Sie über diesen Rückgang der Lichtgeschwindigkeit zwischen 1928 und 1945?“
Und er sagte: „Oh je. Sie haben das peinlichste Kapitel in der Geschichte unserer Wissenschaft aufgedeckt.“
Also sagte ich: „Könnte die Lichtgeschwindigkeit tatsächlich gesunken sein? Das hätte erstaunliche Auswirkungen, wenn das der Fall wäre.“
Er sagte: „Nein, nein. Natürlich konnte sie nicht tatsächlich gesunken sein. Es ist eine Konstante.“
Also fragte ich: „Wie erklären Sie dann die Tatsache, dass jede Person sie in diesem Zeitraum viel langsamer berechnete? Waren sie dabei, ihre Ergebnisse zu fälschen, um das zu bekommen, was sie dachten, was andere Leute bekommen sollten, und das Ganze wurde einfach in den Köpfen der Physiker produziert?“
„Wir wollen das Wort ‚Fälschung‘ nicht verwenden.“ sagte er. „Was bevorzugen Sie denn?“ fragte ich. „Wir bevorzugen den Begriff, intellektuelle Phasensynchronisation.“
Also sagte ich: „Wenn das damals passiert ist, wie können wir uns dann so sicher sein, dass es heute nicht passiert und dass die gegenwärtigen Werte durch intellektuelle Phasensynchronisation produziert werden?“
„Oh, wir wissen, dass das nicht der Fall ist.“ sagte er. „Wie wissen wir das?“ fragte ich.
Und er sagte: „Nun, wir haben das Problem gelöst.“ Und ich fragte: „Wie denn?“ Er sagte: „Nun, wir haben 1972 den Wert der Lichtgeschwindigkeit per Definition festgelegt.“
„Aber sie könnte sich trotzdem ändern.“ fragte ich. Er sagte: „Ja, aber wir würden es nie erfahren, weil wir das Maß in Bezug auf die Lichtgeschwindigkeit definiert haben. Also würden sich die Einheiten einfach mit ändern“
Er sah sehr zufrieden damit aus. Sie hatten dieses Problem gelöst.
Aber ich sagte: „Was ist dann mit der Gravitationskonstante ‚big G‘, auch bekannt als Newtons universelle Gravitationskonstante, die sich um mehr als 1,3% in den letzten Jahren verändert hat? Und es scheint von Ort zu Ort und von Zeit zu Zeit zu variieren.“
Und er sagte: „Oh, das sind nur Fehler. Und leider gibt es bei ‚big G‘ ziemlich große Fehler.“
Also sagte ich: „Was ist, wenn sich der Wert wirklich ändert? Vielleicht ändert er sich tatsächlich.“
Und dann sah ich mir an, wie sie diesen Wert berechnen. Er wird in verschiedenen Labors gemessen. An verschiedenen Tagen werden unterschiedliche Werte gemessen. Dann werden diese gemittelt. Und dann machen andere Labors auf der ganzen Welt dasselbe. Und sie kommen normalerweise mit einem ziemlich anderen Durchschnitt heraus. Und dann trifft sich das Internationale Komitee für Maß und Gewicht alle 10 Jahre oder so und mittelt all die Werte aus den Labors auf der ganzen Welt, um den Wert von ‚big G‘ zu bestimmen.
Aber was ist, wenn dieser Wert tatsächlich schwankt? Was ist, wenn er sich ändert? Es gibt bereits Beweise dafür, dass er sich im Laufe des Tages und des Jahres ändert. Was ist, wenn die Erde, während sie sich durch die galaktische Umgebung bewegt, durch Bereiche von Dunkler Materie oder anderer Umweltfaktoren geht, die diesen Wert verändern könnten? Vielleicht ändern sie sich alle zusammen. Was ist, wenn diese Fehler zusammen auf und ab gehen? Seit mehr als 10 Jahren versuche ich, Metrologen davon zu überzeugen, sich die Rohdaten anzusehen.
Tatsächlich versuche ich sie jetzt davon zu überzeugen, diese online im Internet mit den Daten und den tatsächlichen Messungen zu veröffentlichen um zu überprüfen, ob sie korrelieren, um zu sehen, ob sie alle gleichzeitig nach oben oder unten gehen. Wenn ja, könnten sie zusammen schwanken. Und das würde uns etwas sehr Interessantes sagen. Aber niemand hört auf mich. Sie wollen das nicht, weil G eine Konstante ist. Es macht keinen Sinn, nach Veränderungen zu suchen.
Hier ist ein sehr einfaches Beispiel dafür, wie eine dogmatische Annahme die Untersuchung tatsächlich hemmt. Ich selbst denke, dass die Konstanten sich durchaus erheblich, aber innerhalb enger Grenzen, ändern können. Aber sie könnten alle variieren. Und ich denke, der Tag wird kommen, an dem wissenschaftliche Zeitschriften einen wöchentlichen Bericht über solche Konstanten haben werden, ähnlich wie Börsenberichte in Zeitungen. „In dieser Woche ist big G leicht gestiegen. Die Ladung des Elektrons sinkt weiter. Die Geschwindigkeit des Lichts bleibt konstant, und so weiter.”
Ich denke, dass dies ein Bereich ist, in dem weniger dogmatisches Denken die Dinge öffnen könnten. Einer der größten Bereiche betrifft die Natur des Geistes. Dies ist das ungelöste Problem, mit dem die Wissenschaft einfach nicht umgehen kann, dass wir bewusste Wesen sind. Und es kann nicht damit umgehen, dass sich unsere Gedanken scheinbar nicht innerhalb unseres Gehirns bilden. Unsere Erfahrungen scheinen nicht alle innerhalb unseres Gehirns zu sein. Dein jetziges Bild von mir scheint nicht in deinem Gehirn zu sein. Doch die offizielle Ansicht besagt, dass es irgendwo einen kleinen Rupert innerhalb deines Kopfes gibt. Und alles andere in diesem Raum ist innerhalb deines Kopfes. Deine Erfahrung ist innerhalb deines Gehirns. Ich schlage vor, dass die Wahrnehmung eine äußere Projektion von Bildern beinhaltet. Was du siehst, ist in deinem Geist, aber nicht innerhalb deines Kopfes. Unsere Geister erstrecken sich jenseits unserer Gehirne in der einfachsten Handlung der Wahrnehmung. Ich denke, dass wir die Bilder, die wir sehen, nach außen projizieren. Und diese Bilder berühren das, worauf wir schauen. Wenn ich dich von hinten anschaue, weißt du nicht, dass ich da bin.
Könnte ich dich beeinflussen? Könntest du meinen Blick spüren?
Es gibt eine Menge von Beweisen dafür, dass Menschen das können. Das Gefühl, angestarrt zu werden, ist eine äußerst verbreitete Erfahrung. Und aktuelle experimentelle Forschungsergebnisse legen nahe, dass es real ist. Auch Tiere scheinen das zu haben. Ich denke, es hat sich wahrscheinlich im Zusammenhang mit Beute-Raubtier-Beziehungen entwickelt. Beutetiere, die den Blick eines Raubtiers spüren konnten, überlebten besser als diejenigen, die es nicht konnten.
Dies würde zu einer ganz neuen Art des Denkens über ökologische Beziehungen zwischen Beutetieren und Raubtieren führen, auch über die Ausdehnung unserer Geister. Wenn wir ferne Sterne betrachten, denke ich, dass unsere Geister in gewisser Weise dazu neigen, diese Sterne zu berühren und sich buchstäblich über astronomische Entfernungen auszudehnen. Es mag erstaunlich erscheinen, dass dies im 21. Jahrhundert ein Thema der Debatte ist. Wir wissen so wenig über unsere eigenen Geister, dass die Frage, wo unsere Bilder sind, ein heißes Thema der Debatte innerhalb der Bewusstseinsforschung ist.
Ich habe keine Zeit, mich mit weiteren Dogmen zu befassen. Aber jedes einzelne davon ist fragwürdig. Wenn man sie in Frage stellt, eröffnen sich neue Formen der Forschung und neue Möglichkeiten. Und ich denke, sobald wir diese Dogmen in Frage stellen, welche die Wissenschaft so lange zurückgehalten haben, wird die Wissenschaft eine Wiederbelebung, eine Renaissance erfahren. Ich bin überzeugt von der Bedeutung der Wissenschaft. Ich habe mein ganzes Leben als Forschungswissenschaftler verbracht, meine ganze Karriere. Aber ich denke, indem wir über diese Dogmen hinausgehen, kann sie wiederbelebt werden und, ich hoffe, lebensbejahend werden. Danke.